Neue Brauerei am alten Ort

Trennlinie-Hannoversches Tageblatt 1865

 

Hundisburg Distanz 8 Ausschnitt aus PostkarteMit unserer Brauerei befinden wir uns tatsächlich in historischen Mauern:
Genau hier wurde früher Bier für das Schloss gebraut!
Was das für ein Bier war, lässt der Phantasie allerdings einigen Spielraum... – in den wir uns mit unserer Art Bier zu brauen begeben.

Hundisburg80 DSC0721Die Braustelle

Der älteste schriftliche Beleg über eine Brautätigkeit datiert auf das Jahr 1711, als sich der Müller der Niedermühle in einem Pachtvertrag verpflichtet, auch die Wasserkunst zu betreiben und „wenn das Wasser zu dem Brauen und Kalk zu löschen erfordert wird, auf Anmelden ohne Aufschub zu schaffen...“.
Zu diesem Zeitpunkt standen die umfangreichen Umbaumaßnahmen zum barocken Schloss in seiner heutigen Form kurz vor dem Abschluss. Und eine Quelle von 1801 belegt dann auch eindeutig den genauen Standort der Brauerei – hinsichtlich des mutmaßlichen Alters der Bausubstanz kann man jedoch schließen, dass mindestens seit den Instandsetzungen nach dem Dreißigjährigen Krieg an der heutigen Stelle gebraut wurde.
Auch sind ein Malzhaus und für das 18. Jh. ein Hopfengarten im Tal der Beber belegt.

Über das Ende der Brautätigkeit gibt es bisher keine gesicherten Erkenntnisse. Das Schloss wechselte 1811 in den Besitz des Industriellen Johann Gottlob Nathusius zu dessen Gewerbeanstalten auch die ehemalige Kloster-Brauerei in Althaldensleben gehörte, welche fortan die Braugeschäfte übernahm – womit die Schlossbrauerei dann irgendwann obsolet wurde…

Was für Bier braute man einst?

Darüber kann man allenfalls spekulieren…

In der Schlossbrauerei wurde vermutlich hauptsächlich für den eigenen Bedarf gebraut – was allerdings nicht (zumindest nicht in erster Linie) den der Festtafel meint, sondern insbesondere auch die Versorgung des gesamten „Personals“ einschließt:
Bier war ja damals ein wichtiges Alltagsgetränk, welches in erheblichen Mengen von Groß und Klein konsumiert wurde (da andere „Erfrischungsgetränke“ kaum zur Verfügung standen oder hygienisch oft mangelhaft waren).

Eine Spezialität des Braunbiers war das ſog. Erntebier, ſo benannt, weil es nur in der Zeit der Getreideernte, im Juli und Auguſt zum Ausſchank kam, dann aber in reichem Maße. Eigentlich hieß es Altbier, war bitter eingebraut und ganz beſonders durſtſtillend, ohne die Gefahren, welche mit dem Trunk kalten Waſſers verbunden ſind.

Woraus andererseits zwingend folgt, dass solch ein Alltags-Bier eher schwach und vor allem nicht sehr alkoholhaltig war!
Kräftige Biere, die es natürlich auch gab, waren eher der Herrschaft oder aber bestimmten Anlässen vorbehalten ( – praktischerweise lässt oder ließ sich der Brauprozess derart gestalten, dass diese verschiedenen Arten Bier im erforderlichen Verhältnis anfallen!…).

Wäre das hier gebraute Bier irgendwie „wirtschaftliches Standbein“ eines Gutsbetriebes und zum Verkauf bestimmt gewesen, würden vermutlich Aufzeichnungen existieren; sowohl interne, als auch solche, die Kunde über das Bier ablegten.
Brauerei-AlthaldenslebenVon den Bieren der nahe gelegenen Klosterbrauerei in Althaldensleben sind bspw. viele solcher Zeugnisse erhalten – die ihrerseits dann aber Anhaltspunkte dafür liefern, welche Arten von Bier in unserer Gegend einst gebraut wurden:

Mit dieſen drei Bieren, dem Braunbier, dem Konventbier und dem Broihan, hat unſere Kloſterbrauerei unſeren Ort noch bis vor einigen Jahrzehnten gelabt..

Braunbier basiert auf gedarrtem Malz (welches damals eher dunkel ausfiel, was den Namen erlärt) und war wohl ein „normal kräftiger“ Trunk, während das Konventbier die erwähnte leichte Alltagsvariante darstellt (welche ursprünglich durch weiteres Auslaugen der Treber des ersteren gewonnen wurde).
Der Broihan hingegen stellt eine Art Norddeutsches Weißbier dar, welches ursprünglich auf sehr hellen (nicht gedarrten sondern nur luftgetrockneten!) Malzen und einem höherem Weizenanteil basiert – ein Klassiker in unserem Raum!

Die „Nathusius-Brauerei“ in Althaldensleben war ein relativ großer Betrieb und erlangte in den nächsten Jahren dann sogar einige Berühmtheit – schon Mitte des Jahrhunderts wußte man:

In Preußen bereitet man das beſte Bier in Berlin, Danzig, Kottbus, Tangermünde, Altholdens­leben, Königsberg und Breslau.

Diesen Ruhm begründete aber wahrscheinlich kein traditionelles, regionales Bier, sondern deren „Englischer Porter“ – ein seinerzeit modernes Luxus-Bier der gehobenen Gesellschaft! Die Produktion der traditionellen obergärigen Biere wich leider irgendwann ab ca. 1840 gänzlich einer modernen, dann untergärigen Brauweise.

Für uns jedenfalls ein schöner Ansporn, alten Tradition nachzuspüren!

Die neue Schlossbrauerei

Es war dann im Herbst 2005 als Jan Protzmann beim KULTUR-Landschaft Haldensleben-Hundisburg e.V. an die Pforte klopfte und über ein Bierbrauen auf dem Schloss laut nachdachte. Die Zeit war günstig und der Herbst trocken, so gab es gleich eine positive Antwort. Und es fand sich schnell die Räumlichkeit, die ihrer dunklen Ungenutztheit überdrüssig nun darauf wartete, ihre alte Bestimmung zurückzuerlangen.

Es vergingen von da an insgesamt 6 Jahre der Planung und Bereitstellung der Finanzen einschließlich des Umbaus des Brauraumes und des Aufbaus der Brauanlage, um das Brauhaus dann ziemlich genau 300 Jahre nach dessen ersten urkundlichen Erwähnung dann am

05. November 2011
erneut feierlich in Betrieb zu nehmen.

Am 19.11.2011 war der 1. Brautag in der Schlossbrauerei Hundisburg, an dem im Sud №. 1 ein obergäriges Pale Ale gebraut wurde.

Gruppenfoto 1. Brautag

Holger, Georg, Thomas, Erdmann und Jan

   
1. Anstich 

Etikett Sud 1

Unser Pale Ale №. 1 konnte am 17.12.2011 feierlich angestochen werden.

   
Gruppenfoto 2015

Wir Sudwerker: Sebastian, Thomas, Erdmann, Jan und Georg im Mai 2015.

   

Bierdeckel

Seit November 2015 haben wir eigene Bierdeckel!

   

Gruppenfoto 2017

Die Mannschaft im April 2017: Jan, Silvio, Thomas, Sebastian, Erdmann, Georg, Michel und Gabi.

DSCF9815 

Und im Jahr 2019...
Sebastian, Gabi, Erdmann, 2 x Thomas, Georg, Michel