Brauanlage

Moderne Interpretation vs. historische Korrektheit

Bei unserer Brauanlage handelt es sich nicht um den konkreten Nachbau eines historischen Vorbildes – eher um eine moderne Interpretation einer vorindustriellen Anlage. Da es uns nicht darum geht, „den einen“ Biertyp nachzubrauen – und dies so authentisch wie möglich – sondern darum, möglichst viele historische und morderne Rezepte und Brauweisen zu erkunden, war hier der Entwurf und Aufbau einer möglichst flexiblen Ausrüstung angedacht.
Fest steht aber: das Brauen damit ist sehr urig!

Die Brauanlage besteht derzeit aus einem ummauerten Kessel, einem zusätzlichen holzbefeuerten Küchenherd für heißes Wasser (davon braucht man sehr viel!) und einem Läuterbottich. Im Keller befinden sich zwei offene, doppelwandige Gärbehältern aus Edelstahl sowie eine Kühlkammer – beides Zugeständnisse an die Flexibilität: Ein Edelstahlbottich ist leichter zu handhaben und letztlich hygienischer als sein hölzernes Pendant (vor allem wenn er, wie bei uns, nur selten zum Einsatz kommt) – und die aktuelle Kellertemperatur entspricht auch nur in einigen Fällen der für das ausgewählte Rezept gerade benötigten.
Danach kommt das Jungbier in den auch bei vielen Heimbrauern sehr beliebten Soda-Edelstahlkegs zur Nachgärung und Reifung – in denen das fertige Bier praktischerweise dann auch gleich in den Ausschank kommt.

Der Braukessel

Herzstück der Brauerei ist ein direkt beheizter, holzbefeuerte Kessel aus Eisen.

Für die heute gängigen Rezepte und in Klein- und Hobbybrauereien ist die direkte Beheizung recht verbreitet – vor allem, da man den Kessel dann ebenfalls zur später folgenden Hopfenkochung verwenden kann. Beim Maischen mit ansteigenden Temperaturstufen ist dies eine recht praktische Konfiguration!

Historisch gesehen hat man jedoch die Maische eher nicht kontinuierlich aufgeheizt, sondern deren Temperatur durch „zubrühen“ – die Zugabe heißen bzw. siedenden Wassers (oder durch Entnehmen, Kochen und Rückführen von Teilmaischen) – eingestellt. Der Grund ist vor allem darin zu suchen, dass beheizbare Gefäße in der benötigten Größe kaum zur Verfügung standen (diese waren eher aus Holz) – und auch das Thermometer (zum „Treffen und Halten“ der Temperaturstufen) ist weit weniger alt, als das Brauen selbst…
Außerdem gibt es Maischeverfahren, die mit fallender Temperatur arbeiten (etwa im angelsächsischen Raum);  technisch gesehen eigentlich sogar eine Vereinfachung der Zubrühmethode, da die Maische ja von selbst abkühlt und die notwendigen Temperaturstufen – hier nun andersherum und weniger gezielt – durchläuft. Hierfür ist unser Kessel bauartbedingt aber eher ungeeignet. Hier behelfen wir uns durch Verwendung des Läuterbottichs als Maischebehältnis.

Beim Material wurde Eisen der Vorzug vor Edelstahl gegeben, da es in einer ländlichen Kleinbrauerei authentischer wirkt und zudem wesentlich bessere Wärme­leit­eigen­schaften besitzt. Historisch passender in unserem Schloss und auch edler wäre wohl Kupfer gewesen, denn dies konnten sich damals nur herrschaftliche Brauereien leisten… kleine gemeinnützige Vereine heutiger Zeit allerdings nicht…

Auch das Handrad zum Rühren der Maische hat so vielleicht keine originale historische Entsprechnung.
Ganz früher rührte man mit einem Braupaddel (welches auch heute noch zum Einsatz kommt!) – später, als man Rührwerke einführte, waren diese dann wohl auch mechanisiert.

Nebenstehende historische Darstellung eines „Pyrprew“ zeigt jedenfalls klar auf, woran sich der Entwurf in optischer Hinsicht orientierte!

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